El-Nayrouz – Die koptische neue Jahr

Die Kirche feiert das koptische Neujahr, Jahr der Märtyrer oder Nairuz genannt.

Nairuz kommt vom persischen und heißt der neue Tag. An diesem Tag gedenkt die Kirche die Märtyrer des Christentums, ihr Segen und ihre Fürbitten seien mit uns.

Die Ära der Märtyrer begann mit der Thronbesteigung des römischen Kaisers Diokletian. im Jahre 284 nach Christus . Die Kirche präsentiert die Geschichte der Christen im besten Zustand. Zu jener Zeit, in welcher die Märtyrer mit ihrer Liebe und ihr vergossenes Blut die Bibel auf der ganzen Welt bekannt machten bzw. übermittelten. Dieses Vorgehen der Märtyrer hatte eine größere Wirkung als jede Predigt. 

Wir bedenken diesen Tag voller Reinheit, entfernen uns von den bösen Taten und beginnen einen neuen Abschnitt. Sowie der Apostel Paulus sagt:

„Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden! Aber das alles von Gott, der uns mit ihm selber versöhnt hat durch Jesus Christus und das Amt gegeben, dass die Versöhnung predigt. (2.Korinther, Kapitel 5/17-18). Du krönst das Jahr mit deinem Gut, und deine Fußtapfen triefen von Segen (Psalm 65.11)  

Wir bitten Gott, dass er uns vor den Sünden bewahre. Die Fürbitten und der Segen der Heiligen Jungfrau Maria, die Märtyrer und alle anderen Heiligen seien mit uns. Amen. 

Ein frohes, neues und gesegnetes Jahr. 

Die 50 heiligen Tage bis Pfingsten

In den heiligen 50 Tagen nach Osterfastenzeit und nach Ostersonntag (49 Tage nach Ostersonntag findet Pfingsten statt) lebt die Koptische Kirche einen besonderen Ablauf

Für die Kopten, symbolisiert die Kirche eine Mutter, die mit ihren Kindern zusammensitzt und ihnen von ihren himmlischen Vater erzählt. 

Genauso, wie wir in der Karwoche Tag für Tag mit Jesus lebten und die einzelnen Ereignisse verfolgten, so dass wir eine Verbindung zu ihm bei seiner Heiligen Auferstehung aufbauen konnten.  Auch so möchten wir, die 50 folgenden Tage mit ihm verbringen. Um die wahre Bedeutung der Auferstehung verstehen und leben zu können. Genauso wie der Heilige Geist auf die Apostel und Jünger herabkam, so soll das mit uns geschehen. Um die höchste Stufe in der Vereinigung mit Jesus zu erlangen.

In den genannten heiligen 50 Tagen sind insgesamt sieben Sonntage enthalten. Am siebten Sonntag wird das heilige Pfingstfest gefeiert. Der Heilige Geist kam auf seine Apostel und Jünger herab. 

Sonntag 1

Die Jünger versteckten sich ängstlich und unsicher. Sie lebten in einer extremen Angstsituation. Jedoch erschien Jesus nach der Auferstehung zwischen ihnen, obwohl alle Türen und Fenster verschlossen waren. Mit derselben Macht, der Auferstehung erschien Jesus inmitten der Jünger, obwohl alles fest verschlossen war. Jesus zeigte seinen Jünger die Verletzungen. Er brachte Thomas zum Glauben, indem er ihm die Verletzungen zeigte und berühren ließ. Dieser Sonntag sollte für uns ein großes Fest darstellen, denn an diesem Sonntag änderte sich das Verhältnis zwischen den Jüngern und Jesus. Durch die Auferstehung und die Erscheinung verstärkte sich die Bindung zu Jesus enorm und der Glaube der Jünger verstärkte sich sehr. 

Sonntag 2: 

Die Auferstehung symbolisiert das ewige Leben. Hier lehrt uns die Kirche  von der  heilige Eucharistie – das heilige Fleisch und Blut Jesu Christi. Jedes Mal, wenn wir die Heilige Kommunion zu uns nehmen, erinnern wir uns daran, dass wir ewig leben werden. Daher symbolisiert die heilige Eucharistie das ewige Leben in Christus. 

Sonntag 3:

Die  Auferstehung heißt aus Jesus Brunnen zu trinken und eine neue Quelle des Lebens in sich zu tragen. Die Quelle, die in uns sprudelt und unseren Durst stillt, damit wir uns zutiefst lebendig fühlen.

Jesus ist unser Hauptbedürfnis und die Auferstehung ist die Festigung in Ihm 

– Wer aus diesen Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen, wer aber aus dem Wasser trinkt das ich ihm gebe, wird niemals wieder Durst haben.

Die Vorlesung aus der Bibel an diesem Sonntag handelt von der Begegnung Jesus mit der Samariterin am Jakobsbrunnen.

4. Sonntag:

Ich bin das Licht der Welt!

Wir öffnen unsere Augen und sehen das Licht. Die „Auferstehung ist das Licht“ und der „Tod ist die Dunkelheit“, deshalb ist Jesus für uns auferstanden.

Wenn wir Gottes Wort und seine Gebote befolgen auferstehen wir wie Jesus von den Toden und leben im Licht also mit Gott.

Als Mose im Alten Testament vom Berg zurück kam leuchtete sein Gesicht sehr, weil er eine Begegnung mit Gott also mit dem Licht hatte und seine Gebote empfangen hat.

5 Sonntag:

Die Auferstehung ist unser Weg zum Himmel.

Die Auferstehung ist das wir mit Christi Schritt für Schritt in den Himmel auffahren. Das heißt: Wir bereuen und legen unsere Sünden ab und können somit den Heiligen Geist empfangen.

6 Sonntag:

Die Auferstehung bedeutet den Teufel zu besiegen und seine Kraft zu durchbrechen.

Die Auferstehung heißt also mit Gottes Frieden auf der Welt zu leben, denn „In der Welt seit ihr in Bedrängnis, aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“

7 Sonntag:

Die Auferstehung ist das Eins werden mit Jesus und das Empfangen des Heiligen Geistes. Durch die Tiefe der Vereinigung mit Christi erlangt man den Heiligen Geist.

Wenn ein Mensch seine Liebe zu einen Menschen beschreibt den er besonders gerne hat, beschreibt man es immer mit der Liebe aus den Tiefsten Herzen. Trotz dieser großen Liebe die wir für den Menschen empfinden, fällt es uns schwer diesem Menschen bei unrechtes Handeln zu verzeihen und diese Liebe immer aufrecht zu erhalten.

Aber so Sehr hat uns Gott geliebt, dass er uns seinen Sohn gesandt hat, damit er unsere Sünden erlischt und er in uns lebt und wir das ewige Leben erlangen. 

Das Auferstehungsfest – Ein Artikel von S.H. Papst Tawadros II

Das Auferstehungsfest ist die Krone unserer Feste und die Spitze unserer Freude

Die Auferstehung Christi ist die  Hauptsäule in unserem christlichen Glauben, in unserer Kirche, in unseren spirituellen Tätigkeiten und in jedem Tag unseres Lebens. Die Auferstehung unseres Herrn Christus  verkörpert alles für uns und sein Kreuz ist ein neues Leben, in dem wir leben können.

 

In der Auferstehung finden wir 3 Hauptszenen:

+) Der Herr Christus war vor der Kreuzigung und vor der Auferstehung für das Volk ein Lehrer und  ein Hirte.

+) In der Zeit der Kreuzigung und bis zur Auferstehung war er Versöhner und Erlöser.

+) Nach der Auferstehung ist er für die Menschen anwesend und Begleiter geworden.

Vor der Kreuzigung und der Auferstehung war der Herr ein Lehrer. Er lehrte die Menge und die einzelnen Personen. Er verwendete alle Mittel, die in dieser Zeit verfügbar waren. Er predigte, führte Gespräche und traf sich mit Menschen. Er machte Wunder und sprach in  verschiedenen lehrreichen Gleichnissen. Er begegnete in seinem Dienst Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft; mit Menschen aus den hohen, einfachen und niedrigen Schichten der Gesellschaft. Er traf sich mit der Menge und mit einzelnen Personen und führte kurze und lange Gespräche. Er traf  Zachäus beim Baum, die Samariterin am Brunnen und  Nikodemus in der Nacht. So war Christus ein Lehrer. Das Lehren ist der Startpunkt und der  Schlüssel zur Veränderung. Er war vor der Kreuzigung Lehrer und Hirte.

Dann kam die Zeit ab der Kreuzigung bis zur Auferstehung. Christus war auf dem Kreuz  Versöhner und Erlöser für die Menschen, die in jeder Zeit auf der Suche nach der Freiheit waren.  Die Freiheit wurde zur Geliebten des Menschen. Er suchte nach ihr in jeder Art. Die Freiheit  bekam mehrere Formen, Farben und Arten. Es gibt die soziale, die politische, die familiäre, die  religiöse Freiheit und etc. Aber die richtige Freiheit eines Menschen ist die innere Freiheit; die  Befreiung von den Sünden. Die Sünde war die einzige Katastrophe für diese Welt, wie der  Heilige Johannes – mit dem goldenen Mund- sagte: Die Befreiung von der Sünde können wir nur mit dem Kreuz unseres Herrn Jesus Christus erlangen. Er kam ihretwegen.

Er schuf uns die Freiheit aus dem Kreuz, das in Wirklichkeit nichts anderes als unsere Sünde war. Er nahm sie von uns ab und befreite uns davon. So erlangten wir die Vergebung und  wurden frei, nachdem wir von den Sünden befreit wurden. Und so wurde das Kreuz der Schlüssel, der die Sünde aufhebt und löscht. „Wenn euch also der Sohn befreit, dann seid ihr wirklich frei“( Joh8:36.) Die wahre Freiheit der Menschen bedeutet die Befreiung von der Sünde.

Deswegen ist das Kreuz Befreier und Versöhner für die Menschen geworden. Der Mensch versöhnte sich mit Gott und mit der Auferstehung bekam er ein neues Bund mit Gott.

Nach der Kreuzigung und der Auferstehung ist Christus stets präsent unter den Menschen und Begleiter für sie geworden. Einige Tage nach der Auferstehung erschien er manchen Menschen. Er erschien Maria Magdalena. Und den Jüngern von Emmaus.

Er erschien auch den  Jüngern ohne den Apostel Thomas. Dann erschien er den Jüngern noch einmal, wo Thomas in  ihrer Mitte war. Er erschien auch anderen. Die Erscheinungen des Herrn in den 40 Tagen nach der Auferstehung bedeuteten, dass er unter den Menschen anwesend war. Er erschien den  Jüngern – Petrus und Johannes –  als sie die 153 Fische fingen. Dies bedeutete, dass er unter ihnen war.

 Nachdem er 40 Tage nach der Auferstehung in den Himmel gefahren war, blieb er Begleiter für alle Menschen. Jesus sagte im letzten Vers vom Evangelium des Hl. Apostel Matthäus: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt28:20) Christus ist da und begleitet den Menschen. Er geht mit jedem, kennt das Leben von jedem und führt uns. Darum sagen wir im Gebet der dritten Stunde: Gepriesen sei unser Herr Tag für Tag; er bereitet uns den Weg, denn er ist der Gott unseres Heiles. Christus begleitet den Menschen Tag für Tag und bereitet uns den Weg, sodass er daraus das Beste für uns tut.

Denn er ist Gott unseres Heiles. „Er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.“ (1Tim2:4 )

Diese ist die verherrlichte Auferstehung und diese sind die Früchte, die wir vom Kreuz und von der Auferstehung ernten. Deswegen sagte er auch: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis;“ (Joh16:33.) Die Bedrängnis in unserem Leben ist das Kreuz, dass wir möglicherweise zu tragen haben. „aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“ Der Sieg hier ist die verherrlichte Auferstehung, die er jedem schenkt.

Das Auferstehungsfest – Aus die Bücher Seiner Heiligkeit Papst Schenouda

Das Auferstehungsfest – Ausgenommen aus dem Buch Seiner Heiligkeit Papst Schenouda: „Betrachtungen über die Auferstehung“

Übersetzt von der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland – Kloster des Heiligen Anba Antonius in Kröffelbach.

1. Sie ist ein Übergang vom Fassbaren ins Unfassbare.

Ein Übergang aus dieser durch Tage und Jahre begrenzten Zeit in ein unendliches Leben, nein in einen Bereich jenseits aller Zeit. Glaubst du, es gibt dort auch eine Erde, die sich um sich selbst und um eine Sonne dreht, und deren Umdrehungen in Tage und Jahre eingeteilt werden?! Oder dass wir uns durch den Eintritt in eine neue, andere Welt über die Zeit erheben…? Die Zeitmaße werden aufhören zu existieren … ein Augenblick in der Ewigkeit ist länger und tiefgründiger als das gesamte Leben der Erde.

2. Die Auferstehung ist auch ein Übergang von den sichtbaren Dingen zu den unsichtbaren.

Sie ist der Eintritt in das, wie es in der Schrift heißt, „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ (1.Kor 2, 9) Sie ist gleichsam der Eintritt in die Welt der Seelen, eine Begegnung mit den Engeln, d. h. den Seelen, die unsichtbar sind. Mit Freuden, die in dieser materiellen und sichtbaren Welt vorher nicht bekannt waren. Hier ist die Auferstehung eine Erhöhung über das hinaus, was die Sinne begreifen können, so weit, wie es nur die Seele begreifen kann.

 3. Sie ist also ein Übergang von der Welt der Sinne in die Welt des Geistes.

Oder: Sie ist der Erwerb geistiger Sinne, die anders sind als die gegenwärtigen materiellen Sinne, Sinne also, die die Seele und die geistigen Dinge sehen und durch sie leuchten. Und hier verstumme ich wieder…

Hier findet eine Art der Verklärung der menschlichen Natur statt, wo etwas begreifbar wird, was sich vorher dem Verständnis entzogen hat; sie erwirbt geistige Eigenschaften, die sie zuvor noch nicht besessen hat, und wird durch die Auferstehung in die Lage versetzt zu sehen, was sie vorher nicht oder teilweise nicht gesehen hat oder gewinnt allmählich an Sehvermögen, wobei sie von der geistigen Sättigung zu einer immer erhabeneren Sättigung übergeht – im Leben der Verklärung …

4. Und die Auferstehung ist ein Übergang von der Welt der Eitelkeiten in die Welt der Wahrhaftigkeit.

Von der Welt des Vergänglichen in die Welt des ewigen Lebens. Von der Welt der Vergänglichkeit, in der alles, was darin ist, nach einer Weile vergeht, in eine Welt des ewigen Lebens, in der es keine Vergänglichkeit gibt. Eine Welt, in der alles, was darin ist, wahr und wahrhaftig ist, in der es keine Sünde mehr gibt und in der alles, was darin ist, rechtschaffen ist. In ihr lebt der Mensch von einer Gesellschaft zur anderen, reiner, beständiger und klarer…

Was wissen wir noch über die Auferstehung zu sagen?

1. Sie ist ein greifbares Wunder:

Hier wird die wunderbare Macht Gottes sichtbar! Wie kommen die Leiber wieder zusammen, nachdem sie zu Staub geworden waren?! War nicht Er es, der sie zuvor aus Staub erschaffen hatte, nein, sogar aus dem Nichts – und auch der Staub war ein Nichts, bevor er zu Staub wurde. Wer die Auferstehung von dieser Seite aus betrachtet, erwägt auch die unbegrenzte Macht, die unserem Gott, dem Schöpfer, zukommt, bei dem es schon genügt, etwas zu wollen – und schon wird alles so, wie Er will, auch ohne dass nur ein einziges Wort gesprochen wird; es ist Sein bloßer Wille, der in seinem Kern bewirkt und mit dem Er Macht hat über alles …

Für uns ist also die Auferstehung ein Wunder, nicht, weil sie so schwierig zu bewerkstelligen sei, sondern weil unser Verstand nicht begreifen kann, wie so was vor sich geht; aber selbst wenn der Verstand unfähig ist zu begreifen, so ist es doch für den Glauben ein Leichtes zu verstehen …

Daher ist die Auferstehung für die Gläubigen ein Glaubensgrundsatz:

Wer an Gott und seine Macht glaubt, kann auch an die Auferstehung glauben.

Wer an Gott als den Schöpfer glaubt, glaubt an Ihn auch als den Auferwecker der Toten.

Die, die vom Glauben abgefallen sind, können mit ihrem Verstand dieses Begreifen nicht erreichen und sie glauben nicht an die Auferstehung, wie sie auch nicht an die Seele und ihr ewiges Leben glauben. Ebenso glauben sie auch nicht an Gott selbst…

2. Die Auferstehung ist ein greifbares Wunder. Sie ist notwendig, auch um der Gerechtigkeit und des Ausgleichs willen.

Sie ist notwendig für die Gerechtigkeit. Wegen der Bewertung jedes Menschen aufgrund seiner Taten, die er in seinem irdischen Leben vollbracht hat – seien sie nun gut oder böse. Gutes wird vergolten und Böses wird bestraft. Gäbe es die Auferstehung nicht, würden sich die Menschen nach dem Leben der Welt verzehren, lebten ihren Genüssen und ihrer Verdorbenheit, unbesorgt dessen, was danach geschehe. Der Glaube jedoch an die Auferstehung, an das darauffolgende Jüngste Gericht und an die Vergeltung schreckt die Menschen ab; denn sie fühlen, dass die Gerechtigkeit in der anderen Welt unausweichlich ihren Lauf nehmen wird.

Diese Vergeltung muss sein nach der Auferstehung und nach der Vereinigung der Seelen mit den Leibern.

Denn es wäre nicht gerecht, wenn allein die Seele bestraft würde – und der Leib ginge straffrei aus für alles, was er in Auflehnung gegen die Seele oder in Gehorsam gegenüber der Seele getan hat.

Der Leib muss also auferstehen, und mit ihm muss sich die Seele vereinigen, und beide müssen gemeinsam vor Gott stehen, weil sie all ihre Taten auf Erden gemeinsam begingen – als zwangsweise Verbündete…

Die Auferstehung ist notwendig um des Ausgleichs willen.

Denn auf Erden gab es unter den Menschen keinen Ausgleich, es gab die Armen und die Reichen, den Glücklichen und den Unglücklichen, den Verwöhnten und den Gepeinigten … Wenn es also auf der Erde keinen Ausgleich gab, geziemt es sich, dass es im Himmel einen Ausgleich gibt. Wer auf Erden sein Recht nicht bekam, kann es im Himmel erreichen, der Herr vergilt ihm, was ihm auf dieser Welt versagt blieb, wenn der Herr an seinen Taten Gefallen findet. Die Geschichte vom reichen Mann und vom armen Lazarus (Lk. 16) gibt uns den besten Beweis für den Ausgleich zwischen dem Leben auf Erden und dem Leben im Himmel.

3. Die Auferstehung ist ja auch ein schönes und prächtiges Wunder.

Denn sie bringt der anderen Welt das musterhafte Leben. Der Mustermensch, über den die Philosophen sprechen, den Diogenes suchte und nicht fand, und über den die Gelehrten sinnierten, wie er sein könnte … Diesen beispielhaften Menschen präsentiert uns die Auferstehung in der anderen Welt, in einer Welt, in der es überhaupt keine Sünde mehr gibt, in einer Welt ohne Trauer und Weinen, ohne Verderbnis und Unterdrückung, ohne Mangel und ohne Fehler. Dies ist ein Wunder, das uns die Auferstehung darbietet oder, anders ausgedrückt, dies ist das Verlangen auf Erden, das durch die Auferstellung gestillt wird.

4. Aus diesem Grund ist die Auferstehung ein freudig stimmendes Wunder.

Freudig, weil damit das Leben erfüllt wird, der Mensch über den Tod siegt und er in alle Ewigkeit lebt. Das ewige Leben ist der Traum der Menschheit, die zwischen dem einen Unglück und dem anderen bedroht ist vom Tod, und der auf Erden nur ein kurzes Leben vergönnt ist, das in seiner Kürze übervoll mit Mühen und Nöten ist. Es ist daher für den Menschen eine immense Freude, von den Mühen und vom Tod erlöst zu werden. Er lebt glücklich in der ewigen Gnade Gottes. Es ist ein Traum, der durch die Auferstehung Erfüllung gefunden hat …Von hier aus gelangen wir nun zu einer anderen wichtigen Wahrheit, nämlich: siehe nächster Artikel

Ohne Auferstehung wäre der Tod unser Untergang.

Der Untergang jedoch ist etwas, das Angst macht. Er ist ein schmerzliches Ende – die grausamste Tragödie. Gott aber, als er den Menschen erschuf, erschuf er ihn nicht für das Verderben, sondern für das Leben. Selbst wenn nun der Mensch seiner Sünde wegen dem Tod ausgesetzt war, so zeigte ihm Gott doch einen Weg der Erlösung – und erweckte ihn von den Toten.

Gott, als er den Menschen erschuf, gab ihm sogar etwas mit, das ihn unsterblich macht, nämlich die Seele.

Die Seele stirbt nicht den Tod des Menschen, sondern bleibt in ihrer Natur lebendig. Darin unterscheidet sich der Mensch von allen anderen Geschöpfen der Erde, deren Leben endet und vergeht. Der Mensch jedoch fängt durch die Auferstehung ein neues, anderes unvergängliches Leben an. Hierin erweisen sich der Wert und die Bevorzugung des Menschen gegenüber allen anderen irdischen Geschöpfen.

Weil aber die Seele allein keinen ganzen Menschen ausmacht, muss der Leib auferstehen und sich mit ihr wieder vereinen.

Auf diese Weise wird das ewige Leben nicht nur einem Teil des Menschen, der Seele, zuteil, sondern dem ganzen Menschen als Seele und Leib. Der Mensch kehrt als Ganzes in das Leben zurück. Damit ist die Auferstehung für den Menschen ein Erwachen nach einem langen Schlaf. Hiermit meinen wir das Erwachen dieses Leibes oder des Menschen in seiner Gesamtheit; die Seele indes befindet sich im Zustand ständigen Wachseins.

Die Auferstehung ist das Ende des Todes. Nach ihr gibt es keinen Tod mehr.

Sie bedeutet das Ende dieses gefürchteten Feindes. Viele Feinde unter seinesgleichen hatte der Mensch besiegt, ausgenommen jenen, der alle überwand, da er die Strafe Gottes war, gegen dessen Urteil man nicht ankommt. Durch die Auferstehung befreite Gott jedoch die Menschheit von diesem Feind und vernichtete ihn auf ewig. Vor uns tat sich eine Brücke auf, die zwei Leben voneinander trennte: Auf der einen Seite ist der Tod und auf der anderen Seite der Brücke ist die Auferstehung. Denn der Tod ist das Ende des ersten Lebens, und die Auferstehung ist der Beginn des anderen Lebens. Zwischen beiden liegt die Wartefrist, in der die Seelen derer, die früher gelebt haben, so lange warten, bis ihre Brüder auf Erden ihren Kampf und ihre Prüfung vollendet haben.

Der Ewigkeit jedoch, die der Auferstehung folgt, muss das Jüngste Gericht vorangehen.

Zwischen der Auferstehung und der Ewigkeit liegt der gefürchtete Tag des Jüngsten Gerichts, an dem alle vor Gott stehen, um Rechenschaft über all das abzulegen, was sie in ihrem Leib getan haben, sei es gut oder böse. Sie legen Rechenschaft ab über alle Taten, alle Gedanken, alle Gefühle und Emotionen, alle gefassten Vorsätze, über jedes gesprochene Wort. Die Frommen gehen ein zu ewiger Glückseligkeit, die Bösen jedoch zu ewiger Pein.

Daher löste die Auferstehung für die Frommen einerseits großen Jubel aus, war für die vom Glauben Abgefallenen und für die Bösen andererseits ein Albtraum. Aber auch die Frommen werden von Gott nach ihren Taten neu eingestuft.

Je nach Reinheit ihres Herzens, Denkens und entsprechend dem, wie sorgfältig sie sich nach den Geboten Gottes richteten, in Abhängigkeit von ihrem Kampf für die Verbreitung des Guten, von ihrer Liebe und je nachdem, wie sehr sie Gott in ihren Herzen liebten und es sie nach Ihm verlangte, weist Gott ihnen einen neuen Platz zu.

1. Zuallererst ist sie die Begegnung zweier miteinander verbundener Freunde.

Diese beiden Freunde lebten zeit ihres Lebens zusammen, und zwar von dem Zeitpunkt an, als sie geboren wurden – nein, sogar schon vorher, und zwar schon in der Schwangerschaft im Leib der Mutter. Nicht einen Augenblick lang waren sie getrennt. Mit diesen beiden meine ich den Leib und die Seele. Beiden kommt eine ganz besondere Natur zu: Der Leib ist körperlicher und die Seele ist geistiger Natur. Sie sind in einer gemeinsamen Natur vereinigt, nämlich der menschlichen Natur. Man kann die beiden nicht voneinander trennen, etwa dass hier der Leib und da die Seele wäre. Sie leben vielmehr in dieser wunderbaren Einheit, in der der Leib jedwede Gefühlsregung des Geistes widerspiegelt: Wenn nun die Seele sich freut, lächelt der Leib und jauchzt; wenn sie betrübt ist, erscheint die Trauer in seinen Augen … Nach Ablauf des Lebens werden die beiden im Tode getrennt – und finden sich schließlich in der Auferstehung wieder, nach langer Trennung – und sind erneut miteinander verbunden …!

Kannst du dir vorstellen, was eine Seele empfindet, wenn sie ihren Leib – mit dem sie zeitlebens zusammen war – vielleicht nach Hunderten oder Tausenden von Jahren – wieder trifft, so, wie zum Beispiel eine jede der Seelen von Adam, Noah oder Abraham ihren Leib wieder findet …??

Die Seele begegnet ihrem Leib wieder, nachdem sie zunächst mit ansehen musste, wie er zu einer Handvoll Staub geworden war, der aber dann zurückkehrt – prächtiger als zuvor, ohne jeden Fehler und Mangel, ja sogar ohne die Fehler, die ihm in jener längst vergangenen Zeit anhafteten … Ja, er ersteht ohne Fehler, weil Fehler mit der ewigen Gnade nicht in Einklang zu bringen sind. Und er kehrt zurück und ist noch enger verbunden und unterscheidet sich von der Seele im anderen Leben in keinster Weise; denn er ersteht in einem durchgeistigten Leib…

2. Die zweite wunderbare Begegnung in der Auferstehung ist die Begegnung der vergangenen Völker und Geschlechter.

Es ist seit Adams Zeiten eine allumfassende Auferstehung, in der sich die Völker und Geschlechter aller Zeiten treffen – mit all ihren Charakteren und Sprachen, mit all ihren Helden und Führern. Kennen sie sich denn und verstehen sie sich?

Ja, sicher; denn alle sprechen nur eine Sprache, nämlich die Sprache des Geistes oder die Sprache der Engel. Was ist dies für eine wunderbare Begegnung! Es ist die Geschichte der Geschichten und die Erzählung ewiger Zeiten. Das Schönste daran ist der Triumph der Siegreichen, die sich in ihrem Leben in der Welt bemühten und die Oberhand gewannen. Sie gewannen für die Wahrheit und den rechten Glauben.

Sie begegnen sich und jeder von ihnen hat eine Geschichte hinter sich, die über Generationen hinweg erzählt wurde … und die ganze Welt kehrt als ein einiges Volk zurück, so wie es war, bevor es getrennt und zerstreut wurde…

Was meinst du: Wie werden sich einst miteinander verfeindete Völker begegnen? Meinst du, das, weshalb sie sich dereinst bekriegt haben, sei null und nichtig geworden?!

3. Die dritte wunderbare Begegnung ist die Begegnung der Menschen mit den Engeln.

Sie besitzen eine Natur, die erhabener ist als die unsere. Die Begegnung mit ihnen gehört allerdings zu den Genüssen der Ewigkeit…

4. Unfassbar erhabener noch als dies alles ist aber unsere Begegnung mit Gott…

Wir begegnen Ihm hier- gesegnet sei Sein Name -, Ihm, der ewigen Gnade – denn ohne Gott gibt es keine Gnade. Und hier stockt meine Feder. Und ich schweige in Demut; denn ich stehe vor etwas Unaussprechlichem, das sich jenseits der Sprache und jenseits aller Vernunft befindet…

D. h., die Auferstehung ist eine wunderbare Begegnung … 

1) Auferstehung des Leibes

Wenn wir von der Auferstehung sprechen, so meinen wir damit die Auferstehung der Leiber vom Tod; denn die Seelen sind ja kraft ihrer Natur lebendig und werden vom Tode nicht erfasst, infolgedessen bedürfen sie einer Auferstehung nicht.

Diese Leiber, die wieder zu Staub werden, aus dem sie Gott erschuf, werden erneut ins Dasein zurückkehren, und in ihnen werden die Seelen wohnen und sich mit ihnen vereinigen. Gemeinsam stehen sie am Tage der universalen Auferstehung, dem Tag der Auferweckung, vor Gott, um Rechenschaft abzulegen vor Ihm über alles, was sie in ihrem irdischen Leben getan haben, sei es gut oder sei es böse. Es ist der Tag des Jüngsten Gerichts, auf den für die gesamte Menschheit der ewige Weg folgt, der entweder zur Glückseligkeit oder zur Pein führt, je nachdem, wie es der Einzelne verdient – gemäß seinem Glauben und seinen Taten.

2) Die Auferstehung ist möglich

Dass die Auferstehung möglich ist, verdanken wir zweifellos der unendlichen Macht Gottes.

Ein jeder von uns glaubt daran, dass Gott Macht über alle Dinge hat, und dass Seine göttliche Macht grenzenlos ist. Wenn es auch den vom Glauben Abgefallenen oder Ungläubigen bzw. jenen, die sich allein auf das Denken und Wissen verlassen, undenkbar erscheint, so hat doch Gott zweifelsohne die Macht der Auferstehung der Leiber vom Tode.

Der Vorgang der Auferstehung der Leiber ist ja doch um vieles einfacher als ehedem der Vorgang ihrer Erschaffung …

Gott, der ihnen die Gnade der Existenz schenkte, hat zweifelsfrei die Macht, sie ihnen zurückzugeben … Er, der sie doch aus dem Staub der Erde erschaffen hatte, Er hat die Macht, sie ihnen erneut aus dem Staub der Erde zurückzugeben … Und was wunderbarer noch ist als das: Gott erschuf alles aus dem Nichts. Er erschuf die Erde und ihren Staub aus dem Nichts, und aus dem Staub der Erde erschuf er den Menschen. Was ist wohl schwieriger: die Erschaffung aus dem Nichts oder die Auferstehung des Leibes aus dem Staub? Wer nun die Macht hat, das Schwierigere zu vollbringen, hat selbstverständlich auch die Macht, das Einfachere zu machen … und wer das Dasein schuf, hat umso mehr auch die Macht, dieses Dasein zu erhalten.

Wir sagen dies trotz alledem, was die vom Glauben Abgefallenen und die Anhänger der Wissenschaftler an Argumenten gegen die Möglichkeit der Auferstehung vorbringen.

Wenn ich sage „Anhänger der Wissenschaftler“, so spreche ich natürlich die Wissenschaftler los, die in ihrem Wissen vollkommen sind. Während die halbe Welt weiß, wie schwer die Sache mit der Materie zu begreifen ist, ignoriert oder kennt die andere Hälfte die Wahrheit nicht, nämlich die Macht Gottes …

Die eine Hälfte der Wahrheit ist, dass einige Bestandteile des Leibes von der Erde aufgesogen werden und ein Teil von ihm sich auflöst und vielleicht in andere Leiber eindringt. Die zweite Hälfte der Wahrheit ist aber, dass Materie nicht einfach verschwindet. Wohin auch der Leib wandern mag, seine Bestandteile bleiben existent so wie ihr Weg zurück zur Erde … und der unendliche Gott weiß genau, wo sich die Teile des Leibes befinden und hat die Macht, sie wieder zurückzuholen – vermöge Seiner unendlichen Macht – insbesondere jedoch, weil Er dieses so möchte und weil Er dies der Menschheit durch den Mund der Propheten und in Seinen heiligen Schriften versprochen hat.

Die Auferstehung stützt sich also in ihrem Wesen auf Gott – gesegnet sei Sein Name. Sie stützt sich auf Seinen Willen, Sein Wissen und Seine Macht …

Was den Willen angeht, so möchte Er, dass der Mensch auferstehe vom Tode. Dies hat Er durch das ewige Leben bereits versprochen. Er redete von der Auferstehung in voller Klarheit und in ganzer Offenheit. Solange Gott es versprochen hat, muss Er auch halten, was Er versprochen hat.

Was nun das Wissen und die Macht angeht, so weiß Gott, wo sich die Teile der Leiber, die sich aufgelöst haben, und ihre Knochen befinden. Er weiß auch, wie sie wieder zusammenzusetzen und zusammenzubauen sind. Er hat die Macht zu all dem – gepriesen sei Sein großer Name und hochgelobt Seine göttliche Macht! Dies bekennen wir in vollem Glauben!

Wer die Möglichkeit der Auferstehung leugnet, muss notwendigerweise auch die Erschaffung aus dem Nichts, die Macht Gottes oder Seine Existenz leugnen.

Für die Gläubigen jedoch, die an Gott glauben, die an das Wunder und an die Tat der Schöpfung glauben, die glauben an die unendliche Macht des erhabenen Schöpfers, ist der Vorgang der Auferstehung unendlich leicht zu bekennen.

Hinsichtlich der Notwendigkeit der Auferstehung und des Verständnisses der Bedeutung des ewigen Lebens ist ein grundlegender Punkt zu beachten:

Dass nämlich Gott dem Menschen bereits das ewige Leben versprochen hat – und Er dies dem ganzen Menschen versprochen hat, nicht nur der Seele, die ein Teil des Menschen ist.

Falls nun nur der Seele das ewige Leben und die ewige Glückseligkeit gewährt würden, dann könnten wir auch nicht sagen, dass der ganze Mensch in den Genuss des ewigen Lebens käme, sondern nur ein Teil von ihm, die Seele. Daher muss also auch der Leib vom Tode auferstehen und die Seele muss sich mit ihm vereinigen, um einen ganzen Menschen zu bilden, der zum ewigen Leben gelangt.

Wäre die Auferstehung nicht, dann wäre der Weg des menschlichen Leibes gleich wie der Weg der Leiber der Tiere!

Welches ist nun also die hervorragende Eigenschaft dieses vernunftbegabten sprechenden menschlichen Wesens, dem Gott die Gabe des Wissens, Denkens und Erfindens, sowie die Macht schenkte, Raumfahrzeuge zu bauen, die ihn zum Mond brachten, die ihn um die Erde kreisen ließen, und ihn wohlbehalten zur Erde zurückbrachten – und er konnte dabei Daten über andere Welten sammeln …! Ist es vorstellbar, dass dieser wunderbare Mensch, dem Gott Macht über Teile der Natur gab, dass sein Leib den Weg der Vierfüßler, des Ungeziefers oder des Gewürms gehe? Da sträubt sich doch einem der Verstand …

Die Auferstehung des Leibes entspricht unserem Intellekt nach der Würde des Menschen.

Der Mensch, der sich vor allen Geschöpfen, die einen Leib besitzen, auszeichnet und diese im Rahmen der ihm von Gott gewährten Gaben alle kontrollieren kann, der auf sie achtgeben und sie beschützen kann, wenn er möchte – die Würde des Leibes dieses vernunftbegabten Wesens erfordert auch, dass er sich gegenüber dem Weg der anderen Leiber der nicht vernunftbegabten und nicht sprechenden Wesen auszeichnet.

Außerdem ist die Auferstehung der Leiber eine Notwendigkeit der Gerechtigkeit Gottes.

Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Geschöpf, das einen Willen besitzt; infolgedessen ist er für seine Taten verantwortlich und wird vor Gott stehen, um die Früchte oder die Strafe dafür zu erhalten, was er in seinem irdischen Leben getan hat, sei es gut oder böse. Ist diese Strafe für das Tun des Menschen vernünftigerweise auf die Seele zu begrenzen oder auf den ganzen Menschen anzuwenden, mit Seele und Geist?

Da Seele und Leib beide gemeinsam tätig waren, verlangt die göttliche Gerechtigkeit, dass sie auch die Strafe gemeinsam ertragen oder die Belohnung gemeinsam erhalten müssen.

Der Leib ist das ausführende Organ des Geistes, der Seele oder des Verstandes. Der Geist tendiert dazu, das Gute zu tun, während es der Leib ist, der das Gute ausführt. Er führt durch, er ermüdet, er plagt sich, er durchwacht die Nacht und leidet. Und soll er keine Entlohnung dafür erhalten, was er zusammen mit dem Geist an Gutem getan hat? Oder sollte etwa der Geist allein glückselig sein und jede Plage des Leibes wie vom Winde verweht sein? Verträgt sich das mit der Gerechtigkeit Gottes für alle?

Nehmen wir einmal den Soldaten im Feld als Beispiel für uns.

Den Soldaten bringt sein Geist zu Taten des Mutes, der Hingabe und der Aufopferung, sein Geist entbrennt in der Liebe zu seinem Vaterland und zu seinen Landsleuten. Es ist jedoch der Leib, der die ganzen Mühen erträgt und den ganzen Preis dafür zahlt. Es ist der Leib, der ermüdet, durchwacht und kämpft, er ist es, der verwundet, der zerrissen und dessen Blut vergossen wird. Soll dann der Geist ganz allein genießen und der Leib nicht mit ihm der Entlohnung teilhaftig werden? Als ob er weder Himmel noch Erde verdienen würde? Doch die göttliche Gerechtigkeit passt ganz und gar nicht dazu. Es muß also der Leib vom Tode auferstehen, um zusammen mit dem Geist an seinen Freuden teilhaben zu können.

Dasselbe gilt auch für die bösen Taten, an denen Leib und Geist teilhaben, doch vielleicht ist der Anteil des Leibes daran größer …

Der Leib ist es, der sich ganz den materiellen Vergnügungen hingibt: Essen und Trinken, Trunkenheit, Rauschgift, Unzucht, Tanz, Scherz und Possenreißerei und ergötzt seine Sinne beim Zeitvertreib. Soll nach alledem nun der Geist allein in der Ewigkeit die Zeche dafür bezahlen und der Leib straffrei ausgehen? Aber nein, denn dies verträgt sich nicht mit der göttlichen Gerechtigkeit, die den Menschen geistig und körperlich genau differenziert. Der Leib muss daher vom Tode auferstehen, um an der Bestrafung teilzuhaben. Die Rechenschaft wird für beide zusammen abgelegt, weil beide gemeinsam etwas taten – wie der Geist begann, vollendete oder begehrte es der Leib und der Geist unterwarf sich ihm und beteiligte sich mit an seinen Leidenschaften …

Lasst uns ein Beispiel geben für die Gemeinschaft von Leib und Geist, nämlich die Augen:

Der Geist ist voll Liebe oder voll Sorge; und diese Liebe und Sorge werden sichtbar im Blick der Augen. Der Geist ist auch zornig oder strebt nach Vergeltung – und du siehst in den Augen den Blick voll Zorns oder voll der Rache. Der Geist wendet sich zu Gott durch das Gebet – und du siehst den flehenden Blick der Augen, die der Geist mit Tränen füllt…

Zu einem sanftmütigen bescheidenen Geist gesellt sich der Körper mit sanftmütigen bescheidenen Blicken. Zu einem hochmütigen, dünkelhaften und eingebildeten Geist gesellt sich desgleichen der Körper mit Blicken des Hochmuts, des Dünkels und der Einbildung.

Ebenso sind beteiligt die Augen, alle Gesichtszüge sowie die Herzschläge, Gehirnzellen und andere Organe des Körpers…

Dies sind Beispiele für die Gemeinschaft von Körper und Geist.

Das Gleiche gilt für Eifer und Fleiß, wie der Schriftsteller sagt: 

Wenn Nun die Seelen hochmütig waren wurden schwach in ihrem Willen die Leiber.

Also geht derselbe Lohn in der Ewigkeit, den sich der große Geist verdiente, der das Gute wollte und sich entschloss, dies auch zu tun, genauso auch an den Körper, der die Mühen ertrug, wenn das Gute in die Tat umgesetzt wurde, der sich plagte, mühte und solange ausharrte, bis der Geist seinen Wunsch realisiert hatte. Daher, so wie er mit ihm zusammen die Ausführung übernommen hat, so sollte er auch mit ihm die Strafe und die Verantwortung übernehmen. Die Bestrafung erstreckt sich auf den ganzen Menschen…

Auf der Erde belohnen wir auch den Körper und betrachten dies gleichzeitig auch als Belohnung des Geistes.

Preisen wir denn nicht die Leiber der Märtyrer und der Frommen und machen wir nicht ihre Gräber zu Wallfahrtsorten, auf die wir Blumen legen und an denen wir ihretwegen beten…? Wir betrachten dies nicht bloß als Ehrung für den Leib, die Knochen, die sterblichen Reste oder den Staub, nein, sondern für den Menschen in seiner Gesamtheit. Denn indem wir dies machen, machen wir auch seinen Geist lebendig.

Der Mensch für uns, das ist der gesamte ungeteilte Mensch.

Wenn er es denn verdiente, geehrt zu werden, so müssten wir nicht nur seinen Leib, sondern auch seinen Geist ehren. Und wenn er dieser Ehre nicht wert wäre, so erstreckte sich die Geringschätzung nicht nur auf seinen Leib, sondern auch auf seinen Geist. Bei Übeltätern, die zum Tode oder zu Gefängnis verurteilt werden, erreicht die Strafe ihren Leib, gleichzeitig jedoch wird ihr Geist schlecht beleumundet. Und ihr Geist wird von dem beeinflusst, was mit ihrem Leib geschieht…

Wenn sich unsere irdische Gerechtigkeit so verhält, wie steht es dann mit der Gerechtigkeit Gottes …

Die Gerechtigkeit Gottes umschließt den gesamten Menschen, Leib und Geist. Darum muss einfach der Leib auferstehen, der, welcher auf Erden lebte und zusammen mit dem Geist seine Taten vollbrachte.

Er wird beeinflusst vom Zustand des Geistes, seinem Denken, seinen Gefühlen und Absichten. Der Geist gibt zum Beispiel Ehrfurcht oder Demut vor – und schon verbeugt sich automatisch der Leib. Oder der Geist ist traurig und das Auge weint, und die Trauer spiegelt sich in den Zügen des Gesichtes und in den Bewegungen des Leibes wider. Oder aber der Geist freut sich, und ein Lächeln erscheint im Gesicht. Der Geist fürchtet sich, und der Leib beginnt zu zittern, und die Furcht zeigt sich in den Gesichtszügen. Der Geist schämt sich und bringt den Menschen zum Schwitzen oder die Scham ist im Gesicht erkennbar.

In allem besteht Gemeinsamkeit, es wäre also nicht gerecht, dass der Geist oder der Leib allein die Schuld trägt.

Vielmehr tragen sie sie beide gemeinsam und gerade dies geschieht auch bei der Auferstehung.

Manche, die die Auferstehung verleugnen, scheinen damit auch den Leib zu verachten.

Weil nämlich der Leib materiell ist, während der Geist ein Wesen hat, das ihn unermesslich über die Natur des Leibes erhebt. Doch wir sagen, obwohl der Mensch aus zwei Naturen besteht, der geistigen und der fleischlichen, so haben sie sich doch in einer Natur vereinigt, das ist die menschliche Natur.

Der Leib ist nicht böse, denn sonst hätte ihn Gott nicht erschaffen …

Das Böse besteht vielmehr darin, dass der Leib der Fleischlichkeit und ihren Lüsten ausgeliefert ist. In diesem Ausgeliefertsein gesellt sich zu ihm der Geist. Vergiss nicht, dass der Leib seine Vorzüge besitzt: er ist es ja, der sich beim Gebet niederwirft, den Körper beim Gebet beugt und Hände und Blick zu Gott emporhebt. Er ist es, der fastet, er ist es, der sich bei der Arbeit des Guten plagt, er ist es, der sich um seines Vaterlandes willen selbst opfert und er ist es schließlich, welcher die Hand ausstreckt, um den Armen und Bedürftigen zu geben. Warum strafen wir ihn also mit Verachtung? Sind es nicht die Finger des Künstlers, die sich auf einem Musikinstrument hin und her bewegen – und mit ihnen die Herzen, die sie möglicherweise zum Guten bewegen? Sind es denn nicht die Finger des Künstlers, die zeichnen, bildhauerisch gestalten oder fotografieren – und – wenn sie wollen – damit Kunst darbringen, durch die die Herzen zum Guten gewendet werden können?

Der Leib ist also nicht böse an sich, er kann vielmehr im Guten und im Bösen tätig werden, auch der Geist kann beides machen – und beide wirken gemeinsam.

Es ist ebenso gerecht, dass die Leiber auferstehen, um Ersatz für das zu erhalten, was ihnen fehlt.

Für die Blinden, Behinderten, Gebrechlichen, Missgestalteten und all jene, deren Leiber nicht das Glück haben, schön, gesund oder stark zu sein, ist es gerecht, dass ihre Leiber am Jüngsten Tage auferstehen, dass sie auferstehen ohne Makel, sodass sie Gott für allen Mangel entschädigt, den sie auf Erden leiden mussten.

Auch jene, welche auf Erden in Armut, auf der Flucht, in Hunger und Krankheit lebten, was ihre Leiber in Mitleidenschaft gezogen hat: Sie haben das Bedürfnis, aufzuerstehen mit gesunden Leibern – als Lohn dafür, was sie sich auf Erden verdienten – und dies entspricht der Gerechtigkeit Gottes …

Wir freuen uns über die Auferstehung und halten sie für erforderlich, notwendig und möglich.

Und wir beglückwünschen alle zum Fest der Auferstehung, an dem Christus auferstanden ist als Beginn für die Auferstehung der gesamten Menschheit.

Das neue Jahr, wie ich es anfangen kann

S.H. Pope Tawadros II Predigt

”das neue Jahr, wie ich anfangen kann”.  Eine kurze Predigt von Pope Tawadros II über das neue Jahr und wie kann man richtig mit Gottt anfangen

Video und Deutsche Text anschauen

Übersetzung

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes – ein Gott Amen

Ich heiße euch alle zusammen herzlich Willkommen im neuen Jahr.

Ich freue mich mit euch, das neue Jahr begrüßen zu dürfen. Das neue Jahr, meine Lieben, weckt in uns, wie an unserem Geburtstag auch, besondere Gefühle, denn wir schließen mit einem Jahr ab und beginnen ein Neues.

Zum Neujahr bewegen sich hauptsächlich drei verschiedene Gefühle in uns. Eines dieser Gefühle, ist das, der Reue. Wir sollten alle schlechten Taten und Gewohnheiten bereuen und Gott um Vergebung bitten. Es bietet sich an die Reue bzw. Buße der Sünden sich als ersten Vorsatz für das neue Jahr zu nehmen. Der erste Heilige, den die Kirche im Neujahr feiert, ist der Prophet David. Vorbildlich werden sein Beten und seine Reue gesehen und im heiligen Buch, die Bibel, erwähnt.

Das zweite Gefühl ist das Gefühl der Dankbarkeit. Wir danken Gott für seine Gaben und für all das, was Er im alten Jahr für uns getan hat. Wir können auch einen Dank dafür aussprechen, dass Er uns stets begleitet und beschützt hat. Meine Lieben, ich möchte euch raten, vernachlässigt die permanente Dankbarkeit nicht. Denn jede Gabe von Gott vermehrt sich durch unsere Dankbarkeit.
„Es gibt keine Gabe, die sich nicht vergrößert, außer die Gabe ohne Dankbarkeit.“

Das dritte Gefühl umfasst unsere Sehnsüchte und Träume. Sammelt all eure Sehnsüchte und präsentiert sie Gott im Gebet. Betet, dass Gott euch den richtigen Weg zeigt und euch in seinem Licht leitet.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein guter Start in das neue Jahr besteht aus einer großen Reue, einer starken Dankbarkeit und aus der Sehnsucht Gottes Hand in unserem Leben zu spüren und seine Werke in unserem täglichen Alltag zu sehen und zu erleben.

Diese Vorsätze sind natürlich stark von unserer Einstellung und unseren Prinzipien abhängig. Es spielt keine Rolle, ob groß oder klein, verheiratet oder unverheiratet, in einer höheren Position oder nicht (…) wir sollten all unsere Aufgaben, sei es in der Arbeit, in der Schule oder in der Kirche mit großer Gewissheit und Zuverlässigkeit erledigen.

Denn es steht geschrieben: „Sei gewissenhaft und zuverlässig bis zu deinem Tod und ich gebe dir das ewige Leben.“

Gottes Segen sei mit euch.