Ägypten wurde nicht nur das erste christliche Land der Erde, sondern auch die Wiege des Mönchtums. Denn in der Koptischen Kirche enstand das christliche Mönchtum, und die herausragende, gleichsam erweckende, Gestalt in diesem Werdeprozeß war der Hl. Antonios der Große (251 – 356 n. Chr.), der in der ganzen Welt als Vater der Christlichen Mönchen angesehen wird. Neben ihm spielten auch der Hl. Pachomius (Gründer der Klostergemeinschaft), der Hl. Makarios der Große, er gründete die Klöster im Wadi El Natrun, und Anba Shenouda, Gründer des Einsiedlerlebens, beim Aufblühen des Mönchtums eine große Rolle. Es gab hunderte von Klöstern, Tausende von Koinobien und Höhlen in den Bergen und Hügeln Ägyptens. Johann Cassian, der mehr als zehn Jahre unter den Vätern der Wüste gelebt und ihre Ideen nach Europa gebracht hatte, schrieb, daß die Reisenden von Alexandrien im Norden und Luxor im Süden während ihrer gesamten Reise zu Land oder zu Wasser die Klänge von Gebeten der Mönche in den Ohren hatten, die hier und da in der Wüste verteilt waren, in den Klöstern, in den Höhlen: Mönche, Einsiedler, Anarchoreten. Mönchtum war für Ägypten ein Leben des Gebets, der Beschauung, der Einsamkeit, des Gottesdienstes, der Herzensreinheit. Sie hatten nichts in ihrem Sinne, in ihren Herzen, in ihren Gefühlen außer Gott allein. Sie hatten ein ruhiges und stilles Leben, in Gott verharrend. Sie waren ungebunden von jedem Menschen und jeder Sache, um gebunden zu sein allein an Gott. Die Botschaft von ihrem geistlichem Leben verbreitete sich überall. Sie schrieben nicht über sich; aber Menschen kamen von hier und da, nur um ein Wort zu hören von einem der Mönche, um es als Leitwort zu nehmen durch ihr Leben. Die heiligen Väter sprachen nicht, sie schrieben nicht, sie blieben still, sie blieben ruhig; sie waren keine Prediger, sondern waren Zelebranten; sie waren Musterbeispiele wahren Lebens. Sie waren das Ebenbild Gottes auf der Erde; sie waren Engel und lebten ein engelhaftes Leben. Dieses Erbe trug das Mönchtum in die Koptische Kirche hinein, in die christliche Erziehung. Die Väter lebten das Leben der Demut, der Schlichtheit. Sie erachteten sich als Ausländer und Fremdlinge in dieser Welt und suchten nach der wahren Heimat im Himmel. Das ist der Boden, auf dem die Kirche in Wahrheit hat überdauern können, durch die Verfolgung der Geschichte hindurch. Darin liegt vielleicht ihr größter Ruhm. Es war ihr Kreuz.